Philoxenos: Gastfreundschaft

September 27, 2025

Eines der tiefsten Bedürfnisse des menschlichen Herzens ist das Dazugehören. Und doch fühlen sich viele Menschen in unseren Gemeinschaften wie Fremde. Sie gehen durch unsere Strassen, arbeiten auf unseren Feldern oder sitzen in unseren Klassenzimmern und tragen das Gefühl von Distanz in sich. Manche sind Migranten aus anderen Ländern, andere sind Nachbarn, deren Kultur uns fremd erscheint. Was, wenn gerade diese „Fremden“ von Gott gesandt sind, um uns die Liebe zu lehren?

Höre den Podcast hier

Das ist der biblische Ruf zu philoxenos. Das griechische Wort bedeutet wörtlich „Liebe zum Fremden“, von philos (Liebe) und xenos (Fremder oder Auswärtiger) (Strong’s Concordance, G5382). Die meisten modernen Übersetzungen geben es schlicht als Gastfreundschaft wieder. Hebräer 13,2 erinnert uns: „Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben; denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel beherbergt“ (NLT). Wahre Gastfreundschaft bedeutet nicht nur, Essen oder Unterkunft mit Freunden zu teilen, sondern das Unbekannte mit Liebe zu empfangen.

Über Xenophobie hinaus

In meiner Forschung für Reforming Worcester habe ich aufgezeigt, dass philoxenos in scharfem Kontrast zu Xenophobie steht, die definiert ist als „Furcht oder Hass gegenüber Fremden oder allem, was fremd ist“ (Merriam-Webster 2022). Südafrika hat Ausbrüche von fremdenfeindlicher Gewalt erlebt, was zeigt, wie zerbrechlich unsere Praxis der Gastfreundschaft ist. Doch der „Fremde“ in der Bibel ist nicht nur der Flüchtling oder Migrant, sondern auch der Nachbar, dessen Gewohnheiten uns herausfordern (Guntelach 2023, 46–47).

Eine Xhosa-Familie kann die Buuren Traditionen als fremd empfinden, genauso wie ein Buur Xhosa-Praktiken eigenartig findet. Essen, Humor, Konfliktstile, Besuchsgewohnheiten (mit oder ohne Einladung), Kleidung und sogar das Verständnis von Zeit können sehr unterschiedlich sein. Gastfreundschaft (Philoxenos) zu leben bedeutet, die Liebe mitten in diesen Unterschieden zu wählen, egal ob sie aus einem anderen Land oder vom anderen Ende der Strasse kommen.

Praktische Gastfreundschaft

Christine Pohl bemerkt, dass biblische Gastfreundschaft immer mehr war als nur Höflichkeit. Sie ist eine radikale, gegenkulturelle Praxis, die dem Fremden Raum gibt und ihn als Träger des Ebenbildes Gottes anerkennt (Pohl 1999, 4–6). Jesus identifiziert sich selbst mit dem Fremden: „Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35, NLT). Gastfreundschaft ist keine Option. Sie gehört ins Zentrum der Nachfolge und ist ein Zeichen des anbrechenden Reiches Gottes.

Wie kann das praktisch in Worcester oder anderswo aussehen? Es kann bedeuten, den simbabwischen Nachbarn zum Essen einzuladen. Es kann aber auch bedeuten, selbst eine Einladung von einem anderen Südafrikaner anzunehmen, auch wenn seine Lebensweise für uns ungewohnt ist. Den Fremden zu lieben heisst, die Unterschiede zu schätzen, nicht nur zu dulden. Es kann bedeuten, über einen anderen Sinn für Humor zu lachen, ungewohntes Essen zu geniessen oder zu akzeptieren, dass während die eine Kultur Beziehungen über Pünktlichkeit stellt, Direktheit in einer anderen Kultur nicht unbedingt Respektlosigkeit bedeutet.

Gastfreundschaft bedeutet nicht nur zu geben, sondern auch zu empfangen. Am Tisch eines anderen zu sitzen, sein Essen zu teilen und seine Lebensweise zu ehren, kann ebenso kraftvoll sein wie selbst zu geben. Auf diese Weise verwandelt Philoxenos nicht nur, wie wir andere behandeln, sondern auch, wie wir zulassen, dass andere uns begegnen.

Eine persönliche Herausforderung

Kehren wir zum Anfang zurück. In jeder Gemeinschaft gibt es Menschen, die sich wie Fremde fühlen. Manche sind neu im Land, andere neu in unserer Kultur, wieder andere einfach anders als wir auf eine Weise, die uns herausfordert. Werden wir uns ihnen in Liebe zuwenden?

Paulus’ Worte sind einfach, aber anspruchsvoll: „Seid stets bereit, Gastfreundschaft zu üben“ (Röm 12,13, NLT). Hier ist die Frage, die du in dieser Woche mitnehmen kannst: Wer ist der Fremde in meinem Leben, und wie kann ich ihm heute praktisch Liebe erweisen?

Quellen

Guntelach, Bruno. 2023. Reforming Worcester, South Africa: A Strategy to Establish 

a Culture of Communal Productivity. Executive Master’s Thesis, University of 

the Nations.

Merriam-Webster. 2022. “Xenophobia.” Merriam-Webster.com Dictionary.

https://www.merriam-webster.com/dictionary/xenophobia.

Accessed 6 November 2022.

Pohl, Christine D. 1999. Making Room: Recovering Hospitality as a Christian 

Tradition. Grand Rapids, MI: Eerdmans.

Strong’s Concordance. n.d. “Philoxenos.” Entry G5382. Accessed 19 August 2025.

The Holy Bible. New Living Translation, 1996, 2004, 2007, 2013, 2015 by Tyndale 

House Foundation. https://www.biblegateway.com/versions/New-Living-

Translation-NLT-Bible/. Accessed 19 August 2025.